Wiener Bezirke: 2. Bezirk

Lotte Boneh wurde 1919 als Lotte Ramler in Wien geboren und lebte mit ihrer Familie im 2. Wiener Gemeindebezirk, wo sie ein Gymnasium besuchte. Nach dem ‚Anschluss‘ 1938 konnte sie noch ihre Matura abschließen. Bonehs Schwester, die bereits einige Jahre zuvor nach Palästina ausgewandert war, verschaffte ihr ein Zertifikat, mit dem sie nach Palästina flüchten konnte. Die Eltern folgten ihren beiden Töchtern, der Bruder flüchtete nach England. In Palästina wurde Boneh Mitglied der Haganah. Zum Zeitpunkt des Interviews lebte sie in Israel.

Edith Dreyfuss wurde 1930 als Edith Zinner in Wien geboren. Nach den Novemberpogromen 1938 wurde ihr Vater in ein Zwangsarbeitslager verschickt; Dreyfuss und ihre Mutter wurden aus ihrer Wohnung geworfen und lebten daraufhin in einer Sammelwohnung. 1941 wurde die Familie ins Ghetto Riga deportiert, wo der Vater ermordet wurde. Dreyfuss und ihre Mutter kamen ins KZ Riga-Kaiserwald und verrichteten Zwangsarbeit. Auf einem Marsch nach Polen wurden sie 1944 von der Roten Armee befreit. Dreyfuss kehrte zunächst nach Wien zurück, emigrierte 1947 aber in die USA. Zum Zeitpunkt des Interviews lebte sie in New Jersey.

Emanuel Fuchs wurde 1918 geboren. Er lebte mit seiner Familie im 2. Wiener Gemeindebezirk, wo er die Schule besuchte und sein Vater eine Buchbinderei betrieb. Nach dem ‚Anschluss‘ wurde Fuchs verhaftet und kam zunächst in den ‚Notarrest‘ in der Kenyongasse. Später kam er in das KZ Dachau, wo er einige Wochen in Haft war, bevor er nach Wien zurückkehrte und gezwungen wurde das Land zu verlassen. Mit einem Freund gelang es Fuchs – über Deutschland, Amsterdam und Belgien – in die USA zu emigrieren. Nach seinem Dienst bei der US Army lebte Fuchs in New York und arbeitete als Juwelier.

Kurt Golberger wurde 1925 in Wien geboren und wuchs im 1. Wiener Gemeindebezirk auf. Seine Eltern und er mussten nach dem ‚Anschluss‘ 1938 aus ihrer Wohnung ausziehen. Goldbergers Mutter flüchtete 1939 nach Großbritannien, wohin Goldberger ihr mit einem Kindertransport nachfolgte. Die beiden emigrierten im April 1944 in die USA, wo sie auch wieder mit dem Vater zusammentrafen, der schon zuvor dorthin geflüchtet war. Goldberger arbeitete 21 Jahre lang für die Organisation B'nai B'rith und setzte sich dort für Minderheitenrechte ein. Zum Zeitpunkt des Interviews lebte er in New York City.

Gertrud Kissiloff wurde 1923 als Gertrud Nachtigall in Wien geboren, wo sie im 2. Wiener Gemeindebezirk aufwuchs. Ihr Vater wurde nach dem ‚Anschluss‘ 1938 verhaftet, woraufhin Kissiloff zur Gestapo ging und seine Freilassung erwirken konnte. Im März 1939 flüchtete Kissiloff gemeinsam mit ihrem Bruder mit einem Kindertransport nach Schottland. Ihre Eltern folgten ihnen einige Monate später nach und im Oktober 1940 emigrierte die Familie in die USA. Kissiloff studierte an der Cooper Union und arbeitete nach ihrem Abschluss als Grafikerin. Zum Zeitpunkt des Interviews lebte sie in New York City.

Chava Lifschitz wurde 1924 geboren und lebte mit ihrer Familie zunächst im 9., später im 2. Wiener Gemeindebezirk. 1938 besuchte sie das Gymnasium, das sie nach dem ‚Anschluss’ verließ. Durch ihre Mitgliedschaft bei Makkabi Hatzair konnte Lifschitz das Hachscharalager Ahrensdorf in Brandenburg besuchen, von wo aus sie nach Palästina flüchtete. Dort war sie vor allem als Lehrerin tätig. Zum Zeitpunkt des Interviews lebte sie in Israel.

Baruch Milrom wurde 1921 in Baden bei Wien geboren, wo seine Eltern ein Lebensmittelgeschäft betrieben. Nach dem ‚Anschluss’ wurde das Geschäft von SA-Männern geplündert, die Familie musste Baden kurze Zeit später verlassen. Mit Hilfe einer zionistischen Jugendorganisation konnte Milrom nach Palästina flüchten. Seinem Bruder gelang ebenfalls die Flucht, seine Eltern wurden jedoch in der Schoa ermordet. In Israel war Milrom unter anderem für eine internationale Schifffahrtsgesellschaft tätig. Zum Zeitpunkt des Interviews lebte er in Haifa.

Gertrude Wortzman wurde 1922 als Gertrude Frage in Wien geboren, wo sie mit ihrer Familie im 2. Wiener Gemeindebezirk lebte. 1939 flüchtete die Familie nach Polen. Dort wurde Wortzman nach dem Überfall der Deutschen Wehrmacht zuerst im Ghetto Lemberg und dann im Konzentrationslager Lemberg-Janowska interniert. 1943 konnte sie mit Hilfe eines österreichischen Wehrmachtssoldaten aus dem KZ fliehen. Bis zur Befreiung 1944 versteckte sich Wortzman im Haus einer Polin. 1945 ging sie zurück nach Wien, bevor sie 1949 in die USA emigrierte. Zum Zeitpunkt des Interviews lebte Wortzman in New York City.