Länder auf der Flucht: Österreich

George Berlstein wurde 1929 in Wien geboren und wuchs im 4. Wiener Gemeindebezirk auf. Im März 1939 verließ er Wien mit einem Kindertransport nach Großbritannien. Seine Eltern folgten ihm nach, wobei sein Vater auf der Isle of Man interniert wurde. Ende 1940 gelang es der Familie in die USA zu emigrieren, wo Berlstein seine Ausbildung fortsetzte und an der Yale University studierte. Nach dreijährigem Dienst bei der U.S. Air Force, wo er unter anderem auch in Korea stationiert war, arbeitete er als Anwalt. Zum Zeitpunkt des Interviews lebte Berlstein in New York City.
Herbert Blankstein wurde 1925 geboren und wuchs im 9. Wiener Gemeindebezirk auf. Er flüchtete im Dezember 1938 gemeinsam mit seiner Mutter nach Brüssel. Sein Stiefvater wurde 1941 nach Südfrankreich und später ins KZ Auschwitz deportiert. In Belgien arbeitete Blankstein in einem Rüstungsbetrieb, wo ihn seine Deutschkenntnisse vor der Deportation schützten. Blankstein heiratete noch in Brüssel und emigrierte 1948 mit seiner Mutter, seiner Frau und seinem Sohn nach Palästina/Israel, wo er als Goldschmied tätig war. Zum Zeitpunkt des Interviews lebte Blankstein in Tel Aviv.
Lotte Boneh wurde 1919 als Lotte Ramler in Wien geboren und lebte mit ihrer Familie im 2. Wiener Gemeindebezirk, wo sie ein Gymnasium besuchte. Nach dem ‚Anschluss‘ 1938 konnte sie noch ihre Matura abschließen. Bonehs Schwester, die bereits einige Jahre zuvor nach Palästina ausgewandert war, verschaffte ihr ein Zertifikat, mit dem sie nach Palästina flüchten konnte. Die Eltern folgten ihren beiden Töchtern, der Bruder flüchtete nach England. In Palästina wurde Boneh Mitglied der Haganah. Zum Zeitpunkt des Interviews lebte sie in Israel.
George Czuczka wurde 1925 in Wien geboren. Er wohnte mit seinen Eltern im Karl-Marx-Hof, wo er 1934 den Beschuss der Wohnanlage im Zuge der Februarkämpfe miterlebte. Nach dem ‚Anschluss‘ war Czuczkas Vater mehrere Monate in Dachau und Buchenwald inhaftiert. Nach dessen Freilassung flüchtete die Familie im März 1939 in die USA. Czuczka kehrte zunächst als Soldat der U. S. Army nach Europa zurück und war später im Auswärtigen Dienst der USA in Deutschland, Österreich und Indien tätig. Zum Zeitpunkt des Interviews lebte er in Washington, D.C.
Edith Dreyfuss wurde 1930 als Edith Zinner in Wien geboren. Nach den Novemberpogromen 1938 wurde ihr Vater in ein Zwangsarbeitslager verschickt; Dreyfuss und ihre Mutter wurden aus ihrer Wohnung geworfen und lebten daraufhin in einer Sammelwohnung. 1941 wurde die Familie ins Ghetto Riga deportiert, wo der Vater ermordet wurde. Dreyfuss und ihre Mutter kamen ins KZ Riga-Kaiserwald und verrichteten Zwangsarbeit. Auf einem Marsch nach Polen wurden sie 1944 von der Roten Armee befreit. Dreyfuss kehrte zunächst nach Wien zurück, emigrierte 1947 aber in die USA. Zum Zeitpunkt des Interviews lebte sie in New Jersey.
John Fischer wurde 1909 als Hans Fischer in Wien geboren, wo er im 20. Wiener Gemeindebezirk lebte und in einer Metallwarenfabrik arbeitete. 1938 wurde er bei einem Zahnarztbesuch von einem Polizisten verhaftet und daraufhin in der Rossauer Kaserne, im Gestapogefängnis Karajangasse und im Landesgericht Wien inhaftiert. Nach seiner Freilassung floh er gemeinsam mit seiner Frau nach Frankreich; von dort aus flohen die beiden im Februar 1940 in die USA. Nach Ableistung seines Militärdienstes arbeitete Fischer als Handelsvertreter. Zum Zeitpunkt des Interviews lebte er in Deerfield Beach, Florida.
Joan Frome wurde 1923 als Johanna Schwarz in Wien geboren und lebte mit ihrer Familie im 7. Wiener Gemeindebezirk. Nach dem ‚Anschluss‘ verließ sie das Realgymnasium, da sie dort von einem Mitschüler zusammengeschlagen worden war. Im September 1939 floh Frome unbegleitet über Belgien in die USA. Ihr Vater, ein Veteran des Ersten Weltkriegs, starb 1939 an den Folgen seiner Kriegsverletzungen, ihre Mutter wurde in Auschwitz ermordet. Zum Zeitpunkt des Interviews lebte Frome in New York.
Emanuel Fuchs wurde 1918 geboren. Er lebte mit seiner Familie im 2. Wiener Gemeindebezirk, wo er die Schule besuchte und sein Vater eine Buchbinderei betrieb. Nach dem ‚Anschluss‘ wurde Fuchs verhaftet und kam zunächst in den ‚Notarrest‘ in der Kenyongasse. Später kam er in das KZ Dachau, wo er einige Wochen in Haft war, bevor er nach Wien zurückkehrte und gezwungen wurde das Land zu verlassen. Mit einem Freund gelang es Fuchs – über Deutschland, Amsterdam und Belgien – in die USA zu emigrieren. Nach seinem Dienst bei der US Army lebte Fuchs in New York und arbeitete als Juwelier.
Catriel Fuchs wurde 1925 im Burgenland geboren, seine Familie zog jedoch bereits in seiner Kindheit nach Wien. Dort lebte Fuchs lange in einem Waisenhaus und besuchte die Volksschule. Nachdem er 1938 aus der Schule ausgeschlossen worden war, wurde er Mitglied einer zionistischen Jugendorganisation und konnte mit Hilfe dieser über Jugoslawien nach Palästina flüchten. Nach einiger Zeit im Kibbuz Gan Shmuel meldete sich Fuchs für die britische Royal Navy. Später arbeitete er u.a. bei einer großen Containerreederei – ein Job, der ihn bis nach Taiwan brachte. Heute lebt Fuchs wieder in Israel.
Kurt Golberger wurde 1925 in Wien geboren und wuchs im 1. Wiener Gemeindebezirk auf. Seine Eltern und er mussten nach dem ‚Anschluss‘ 1938 aus ihrer Wohnung ausziehen. Goldbergers Mutter flüchtete 1939 nach Großbritannien, wohin Goldberger ihr mit einem Kindertransport nachfolgte. Die beiden emigrierten im April 1944 in die USA, wo sie auch wieder mit dem Vater zusammentrafen, der schon zuvor dorthin geflüchtet war. Goldberger arbeitete 21 Jahre lang für die Organisation B'nai B'rith und setzte sich dort für Minderheitenrechte ein. Zum Zeitpunkt des Interviews lebte er in New York City.
Trude Goldblatt wurde 1927 als Trude Deutsch in Wien geboren und lebte im 7. Wiener Gemeindebezirk. Nach den Novemberpogromen 1938 musste die Familie in eine Sammelwohnung ziehen. Gemeinsam mit ihrem Zwillingsbruder konnte Goldblatt 1939 mit einem Kindertransport nach Großbritannien fliehen. Dort lebte sie bei einer christlichen Familie und machte die Ausbildung zur Krankenpflegerin. Während einem Besuch bei ihrer Schwester in Israel beschloss sie dort zu bleiben. Sie gründete eine Familie und war als Hebamme und Bibliothekarin tätig. Zum Zeitpunkt des Interviews lebte Goldblatt in Tel Aviv.
Gertrud Kissiloff wurde 1923 als Gertrud Nachtigall in Wien geboren, wo sie im 2. Wiener Gemeindebezirk aufwuchs. Ihr Vater wurde nach dem ‚Anschluss‘ 1938 verhaftet, woraufhin Kissiloff zur Gestapo ging und seine Freilassung erwirken konnte. Im März 1939 flüchtete Kissiloff gemeinsam mit ihrem Bruder mit einem Kindertransport nach Schottland. Ihre Eltern folgten ihnen einige Monate später nach und im Oktober 1940 emigrierte die Familie in die USA. Kissiloff studierte an der Cooper Union und arbeitete nach ihrem Abschluss als Grafikerin. Zum Zeitpunkt des Interviews lebte sie in New York City.
Alicia Latzer wurde 1928 in Güssing im Burgenland geboren. Nach dem ‚Anschluss‘ 1938 musste sie die Schule verlassen und die Familie zog nach Wien. Mit gefälschten Papieren gelang es der Familie im September 1938 über Triest nach Argentinien zu flüchten. Aufgrund der finanziellen Situation musste Latzer, von ihren Eltern und ihrer Schwester getrennt, einige Zeit in einem Waisenhaus leben. Später unternahm Latzer mehrere Reisen in die USA und entschloss sich dafür, 1962 zu emigrieren. In den USA war sie zunächst in der Kosmetikindustrie und später in der Tourismusbranche tätig. Zum Zeitpunkt des Interviews lebte Latzer in New York City.
Lea Peled wurde 1924 in Wien geboren und wuchs im 3. Wiener Gemeindebezirk auf. Da ihre Mutter herzkrank war, blieb Peled nach dem ‚Anschluss‘ 1938 bei ihr, während ihr Vater und Bruder – welche die beiden schnellstmöglich aus Wien rausholen wollten – ins Ausland flohen. Der Tod der Mutter führte dazu, dass Peled im Herbst 1939 mit Hilfe der Jugend-Alija nach Dänemark gelangte. Im März 1941 emigrierte sie über Skandinavien und die UdSSR nach Palästina, wo sie zunächst im Kibbuz Ben Schemen lebte. Peled war als Grafikerin tätig und lebte zum Zeitpunkt des Interviews in Ramat HaScharon.
Robert Perels wurde 1937 in Wien geboren. 1939 flüchtete Perels‘ Mutter mit ihm aus Wien. Sie kamen bis nach Marseille. Mutter und Sohn wurden in mehreren Lagern interniert, bevor sie 1942 auf einen Deportationszug nach Auschwitz kamen. Perels‘ Mutter warf ihn bei einem Aufenthalt aus dem Zug. Gemeinsam mit einem vierzehnjährigen Mädchen versteckte sich Perels in französischen Wäldern, bevor sie zu einem Kloster kamen. Perels lebte anschließend bei einer Bauernfamilie, bevor er 1944 mit der Hilfe eines jüdischen Kinderhilfswerks in die Schweiz flüchten konnte. Dort wurde er adoptiert und lebte in Zürich. 1947 emigrierte er zu seiner Tante nach Palästina. Zum Zeitpunkt des Interviews lebte Perels in Israel.
Yitzak Rosner wurde 1926 als Jacques Rosner im rumänischen Moldoviţa in der vormals zur Habsburgermonarchie gehörenden Bukowina geboren, wo er in einem deutschsprachigen Elternhaus aufwuchs. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs musste Rosners Familie Moldoviţa verlassen; später wurde sie in das Ghetto Scharhorod deportiert, wo sie bis 1944 interniert war. Nach der Befreiung durch die Rote Armee war Rosner für diese als Übersetzer in Bukarest tätig. Nach etlichen gescheiterten Versuchen gelang es Rosner 1968 über Wien nach Israel zu emigrieren, wo er auch zum Zeitpunkt des Interviews lebte.